Christina und Enrique unterwegs auf dem Jakobsweg
Pilgerweg RHEIN - REUSS - RHONE
Sonntag, 9. September 2018 - Tageswanderung von Brig nach Visp (12 km)
Vom Bahnhof Brig wandern wir nach Glis. Dort befindet sich die beliebteste Wallfahrtskirche des Oberwallis. Obwohl im Mittelalter zur Pfarrei Naters gehörend, hatte sie Taufrecht, was ein frühchristliches Taufbecken unter der heutigen Wallfahrtskirche bezeugt. Architekt Ruffiner baute das Chor, eine Seitenkapelle für Kardinal Schiners Erzfeind Supersaxo und die sehenswerte «goldene Pforte» als Nordportal. Ruffiner stürzte hier vom Gerüst in den Tod.
Wir verlassen Glis über die mittelalterliche Letzi (Verteidigungsmauer) von Gamsen und wandern auf dem neuen Rhonedamm nach Visp.
Mittwoch, 7. April 2021 - Tageswanderung von Visp nach Gampel (16 km)
Auf dem Vispadamm gelangen wir nach Baltschieder und knapp unter dem Bahnhof Ausserberg begeben wir uns auf den alten «Kulturweg» nach St. German und Raron. Besagter Architekt Ruffiner kam um 1500 aus dem benachbarten italienischen «Prismell» hinter dem Monte Rosa, nahm Wohnsitz am Felsfuss in Raron und baute die alte Burgruine in eine gotische Kirche mit Netzgewölbe um. In den 1970er Jahren sprengte man die eindrückliche «Felsenkirche» in den Kirchhügel von Raron.
Auf dem Rhonedamm wandern wir weiter nach Gampel-Steg.
Donnerstag, 8. April 2021 - Tageswanderung von Gampel nach Salgesch (22 km)
Die erste Stunde ab Gampel laufen wir der Rhone entlang. Auf der grossen Brücke von Obergetwing überqueren wir den Rotten und wandern weiter durch die ganze Rhoneebene nach Turtmann. Auf den Kastler oberhalb des Dorfes sind früher die Leute mit Augenleiden gewallfahrtet. Wieder zurück mitten im Tal treffen wir im alten Rhonelauf auf Eisvogel und Bienenfresser - wir sind im Walliser ornithologischen Hotspot angekommen.
Nach abermaligem Queren der Rhone bei der von weitem her sichtbaren Feschelschlucht, gehen wir auf dem alten Kirchweg der Gampjer nach Leuk. Als Erstes treffen wir auf die mächtige barocke Sebastianskapelle am Pestfriedhof. Die Noblen von Leuk waren schon zur reformierten Kirche übergetreten, doch der mächtige und reiche Michael Mageran wollte Landeshauptmann werden und rekonvertierte dazu zum alten Glauben - die Reformation im Wallis war nach hundert Jahren Unsicherheit und Diskussionen erloschen. Im Beinhaus im Untergeschoss der Stefanskirche macht sich der unbestechliche Tod in zwei Wandbildern über den ausschweifenden Klerus und den Adel lustig, beobachtet von über 20 000 stummen Schädeln.
Über die alte Dalabrücke verlassen wir Leuk und durch schöne Weinberge laufen wir in der Rebarena von Salgesch ein, wo die Johanniter-Ritter vierhundert Jahre lang das Zentrums-Hospiz für Pilger und Kranke im Wallis betrieben haben.
Freitag, 9. April 2021 - Tageswanderung von Salgesch nach St. Léonard (21 km)
Das mittelalterliche Pilgerzentrum Salgesch ist der letzte deutschsprachige Ort an der Sprachgrenze. Wir laufen etwas erhöht über der Rhoneebene am Sonnenhang.
Über den Walliser Röstigraben: Der Rotten wird zu «Le Rhône». Ein riesiger Bergsturz von der Varneralp her hat vor 13’000 Jahren die Resten des damaligen Rhonegletschers überdeckt und der verbleibende Gletscher hat das Material zum heutigen Sierre transportiert. Die Rhone hat sich darin durchgefressen und so entstand das hügelige Sierre. Auf einem dieser Hügel steht heute noch das Kloster Gerunden, dessen erste Kirche im 5. Jh. erbaut wurde.
Mitten im stark zersiedelten Städtchen Sierre grüsst Christophorus an der Eingangsfassade der ehemaligen mittelalterlichen Pfarrkirche Notre-Dame-des-Marais. Im Westen von Sierre steigen wir in den Rebhang. Hinter dem Château Villa - dem Epizentrum von Raclette und Wein im Wallis - begegnen wir der Kapelle St. Ginier, wo schon im 7. Jh. ein Christliches Heiligtum gestanden haben soll. Wir geniessen den Weg durch den Rebhang nach St. Léonard, wo zuhinterst im unterirdischen See eine beleuchtete Muttergottes auf uns wartet.
Dienstag, 24. August 2021 - Tageswanderung von St. Léonard nach Sion (10 km)
Wir queren das Rhonetal um in der Schlucht von Bramois zur Einsiedelei von Longeborgne zu gelangen. Die 178 Ex Voto-Tafeln in den Zwillingskapellen zeugen von der anhaltenden Beliebtheit des Wallfahrtsortes. Auf dem Weg zur Hauptstadt Sion/Sitten queren wir wieder das Rhonetal. Die Bischofsstadt bietet sakrale Besonderheiten, die einen längeren Aufenthalt lohnen. Im linken Seitenalter der düsteren Kathedrale Notre Dame des Glariers finden wir Jakobus den Älteren. Gleich neben der Kathedrale steht die Theodulskirche. Draussen an der Fassade tragen zwei kleine Teufel in Stein eine Glocke, die sie anlässlich einer Wette mit Bischof Thedoul von Rom nach Sion tragen mussten. In der Festungskirche Valeria auf dem Stadthügel treffen wir auf die älteste spielbare Orgel in einem Schwalbennest. Und schliesslich lesen wir auf einer römischen Steintafel im Eingangsbereich des Renaissance-Rathauses das erste Zeichen christlichen Glaubens in der Schweiz.
Mittwoch, 25. August 2021 - Tageswanderung von Sion nach Riddes (18 km)
Beim Verlassen von Sion werfen wir einen Blick auf ein viereinhalb Tausend Jahre altes Grabmal hinter dem Schulhaus an der Rue-du-Petit-Chasseur. Auf dieser Etappe bewegen wir uns meistens auf dem «Chemin du Vignoble No. 36». Beim Überschreiten der Morge wird uns Gewahr, dass das Gebiet unterhalb dieses Nebenflusses während dreihundert Jahren Untertanengebiet des Oberwallis war. In St. Pierre de Clages finden wir eine archaisch anmutende romanische Kirche mit achteckigem Turm.
Freitag, 27. August 2021 - Tageswanderung von Riddes nach Martigny (19 km)
Beim Bahnhof Riddes setzten wir die Wanderung fort. Im kleinen, schmucken Mittelalterdorf Saillon auf dem Hügel fanden die Pilger im Jakobshospiz Schutz vor Räubern und Naturgefahren. Der Strassenzug, der den alten Dorfkern von Saillon nach Westen öffnet, nennt sich denn auch Rue St. Jacques. Und weiter oben am Berg steht der kleinste Rebberg der Welt, der dem Dalai Lama gehört. Der Verkauf des Weines – natürlich mit Spitzenwein aus der Region auf jährlich 1000 Flaschen «gestreckt», kommt Kinderhilfswerken zugute. Hinter dem Rebdorf Branson beim artenreichen Naturschutzgebiet Follaterre überqueren wir das Rhoneknie und kehren ein in Martigny. Der römische Kaiser Claudius (41-54) liess hier das Forum Claudii Vallensium in 16 Quadraten aufbauen. Ein römischer Gottestempel (Mitraeum) kann anlässlich einer archäologischen Führung in der Garagenetage eines Wohnblocks besucht werden, ein anderer römischer Tempel steht heute inmitten von Picasso, Matisse, Klee usw. in der Fondation Pierre Gianadda. Er wurde mit dem erfolgreichsten Walliser Museum «umbaut». Die Römer brauchten diese Stadt als strategische Bastion am Fuss des Grossen St. Bernhard (damals «In Summo Pennino», einziger Schweizer Alpenpass, der auf der römischen Peutinger-Karte genannt wird). Ein Vorgängerbau der heutigen Pfarrkirche war die erste Bischofskirche des Wallis, bis der Bischof kurz vor 600 nach Sion zog. Gleich hinter der Fondation Gianadda züchtet die Fondation Barry in ihrem Barryland mit attraktivem Museum die Bernhardinerhunde, die so manchen Pilger vor dem Erfrieren gerettet haben.
Samstag, 28. August 2021 - Tageswanderung von Martigny nach Saint Maurice (16 km)
Die Kapelle unter dem Burghügel von Martigny ist die eigentliche Wallfahrtsstätte im Ort am Fusse des Grossen St. Bernhard. Wir laufen auf der ViaFrancigena Richtung Genfersee und werfen einen Blick in die sehenswerte Trientschlucht. Als erste Stätte des hl. Mauritius gelangen wir zur Kapelle beim Märtyrerplatz Vérolliez. Dort wurden die Söldner der ägyptischen Legion aus Theben unter dem Kommando von Mauritius dezimiert, weil sie ihre christlichen Brüder nicht verfolgen mochten. Fünf Glasstelen führen uns ins Städtchen zur 1500 Jahre alten Abtei St. Maurice. Wir besuchen die Abteikirche und die Ausgrabungsstätten mit dem Audioguide. Vorbei am Grab von Mauritius gelangen wir durch einen Katakombengang ins neu eingerichtete Museum des Abteischatzes. Die Reliquienschreine und die Geschenke, die Päpste, Kaiser und Könige beim Besuch des Grabes des hl. Mauritius mitgebracht haben, sind das wertvollste, was das Wallis hat.