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Camino Portugues und

Finesterre / Muxia

 

Der «Caminho Central» ist der am meisten begangene portugiesische Jakobsweg nach Santiago. Er ist vollständig von Lissabon bis Santiago de Compostela gekennzeichnet mit den unverwechselbaren gelben Pfeilen und mit einer gelben Jakobsmuschel auf blauen Hintergrund, dem offiziellen Symbol. In Portugal bestehen zahlreiche Wege nach Santiago, die immer von Süden nach Norden verlaufen bis nach Santiago de Compostela in Galizien, das 120 km von der nördlichsten portugisischen Grenzstadt Valença liegt.

Der Camino de Santiago endet nicht für alle Pilger immer in Compostela. Seit dem Mittelalter gab es viele Pilger die beschlossen ihre Reise bis an das Ende der damals bekannten Welt – Finisterra , zum westlichsten Zipfel des europäischen Kontinents fortzusetzen. Diese letzte Etappe der mystisch- symbolischen Reise führte zu dem Ort, an dem der Leichnam des Apostels Jakobus aufgefunden wurde, ehe er in Santiago seine letzte Ruhestätte fand.

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Samstag, 24. Juni 2023 - Anreisetag

Schon frühmorgens um 5 Uhr holt uns der Wecker aus dem Tiefschlaf. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Zug zum Flughafen nach Zürich, wo wir im Check-In 1 unser Gegpäck abgeben. Entgegen unseren Befürchtungen kein langes Anstehen und wir sind "Ruck Zuck" schon am Gate. Der Start verläuft pünktlich, doch plötzlich während dem vollen Schub ein Schreckmoment. Der Pilot macht eine Vollbremsung mit Gegenschub. Grund unbekannt. Meine Vermutung: Zu früh ankommende Flugzeuge. Der 2. Versuch klappt tadellos. Nach ca. 2,5 Stunden Flugzeit landen wir in Porto. Dort bringt uns ein Taxi für 25 Euro zum Hotel Porto Trindade. Nach dem Zimmerbezug erkunden wir schon mal die Kathedrale (hier lassen wir den ersten Pilgerstempel eintragen) und den Rio Douro. Viel Abfall auf den Strassen und in den Gassen zeugt vom "Festa de São João" der letzten Nacht. Nach dem Nachtessen genehmigen wir noch einen "Schlummertrunk". Wir sind müde und gehen früh ins Bett.

 

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Sonntag, 25. Juni 2023 - Porto

Heute ist Erkundung der Stadt angesagt. Nach dem Frühstück laufen wir zum Ufer des Rio Douro, besteigen das alte historische Tram (Eléctrico) und fahren damit bis zum Meer runter. Diese reizende Strassenbahn stammt noch aus einer vergangenen Ära, als Fahrzeuge mit Charakter gebaut wurden. Sie haben polierte Holzbänke, Steuerhebel und Knöpfe aus Messing und eine Klingel um das Tram zu stoppen. Auf dieser Fahrt sehen wir schon einige Pilger auf dem Küstenweg. Zwei Pilgerinnen fahren gleich mit uns zur Stadt raus. Am Nachmittag entdecken wir die charmante Stadt Porto mit der umfassenden Hop-on-Hop-off-Tour von Yellow Bus. Heute ist es sehr heiss und wir genehmigen uns immer wieder  ein "Serveja sem". Am frühen Abend nehmen wir die gemieteten Bike's entgegen. Mit Erleichterung stellen wir fest, dass wir mit der Marke "Trek" sehr gut bedient sind. Wieder gehen wir relativ früh zu Bett, denn morgen steht die 1. Etappe auf dem Programm.

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Montag, 26. Juni 2023 - Porto bis Barcelos (71 KM - 525 HM)

  

Der Handywecker pipst schon um 6 Uhr. Wegen der Hitze wollen wir früh losfahren. Nach dem "Z'Morge" montieren wir die Sackoschen an den Bike's. Das Navi ist eingerichtet und endlich geht's los, nach fast 3-jähriger Vorbereitung (wegen Corona mussten wir immer wieder verschieben). Wir fahren zur Kathedrale und starten dort zuerst auf dem Küstenweg um die Stadt zu verlassen. Weil das Tram erst um 9 Uhr auf die Strecke geht, benützen wir dessen Trasse bis zum Meer. Der Küste entlang gibt es mehrere Holzstege zu befahren. In Vila do Conde spricht uns eine Frau mit "grüezi" an, da wir Schweizer Velotricot's tragen, grüsst sie uns. Sie freut sich, mit uns in schweizerdeutsch zu unterhalten. Hier wechseln wir auf dem Verbindungsweg zum Camino Central, wo wir bis Santiago bleiben. Mehrheitlich fahren wir auf Pflastersteinstrassen und werden so richtig durchgeschüttelt. Am frühen Abend kommen wir in Barcelos an, wo wir gleich nach dem Duschen durch die Gegend schlendern.

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Dienstag, 27. Juni 2023 - Barcelos bis Ponte de Lima (38 KM - 475 HM)

  

Wegen der grossen Hitze stehen wir wieder früh auf. Gleich nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Es sind wieder viele Pilger unterwegs. Abgesehen von wenigen Wanderwegen begleiten uns die Pflastersteinstrassen den ganzen Tag durch viele kleine Dörfer. Die hohen Temperaturen und das poltern der Räder machen uns zu schaffen. Nach dem Zimmerbezug am Nachmittag spazieren wir ein wenig durch die Stadt. Dabei laufen wir über die 277 Meter lange mittelalterliche Brücke über den Fluss Lima, die im Jahre 1368 fertiggestellt wurde.

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Mittwoch, 28. Juni 2023 - Ponte de Lima bis Valença (43  KM - 694 HM)

  

Wiederum kurz nach 6 Uhr holt uns der nervöse Handywecker zum Bett rausNach dem Frühstück fahren wir gleich los. Schon geht's über die gestern erwähnte Brücke. Zirka zwei Stunden später erreichen wir Labruja, wo wir die schöne Igreja de Labruja besichtigen. Weiter geht's über einen kleinen, steilen Pass. Da er auf dem Camino mit dem Bike sehr schwer befahrbar ist, bleiben wir auf der Strasse. Auch heute fahren wir auf vielen Römerstrassen und Naturwegen. Am frühen Abend erreichen wir Valenca. Wir geniessen den letzten Abend in Portugal.

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Donnerstag, 29. Juni 2023 - Valença bis Pontevedra (58  KM - 857 HM)

  

Heute, an unserem Hochzeitstag, verlassen wir Portugal und "geniessen" die letzten Pflastersteine. Schnell überqueren wir die Brücke über den Miño und schon sind wir in Spanien. In Tui besichtigen wir die Kathedrale. Sie wurde 1225 im romanischen Stil errichtet und später mit gotischen Elementen erweitert. Schon bald bemerken wir, dass wir uns auf den berühmten letzten 100 km bis Santiago befinden. Viele Pilger und auch Schulklassen sind unterwegs. Ein richtiger Massenansturm auf Santiago. Wir fahren abwechselnd auf Natur- und asphaltierten Strassen. Vor der Überquerung der "Ponte Sampaio" halten wir an, um das wunderschöne Panorama der Brücke zu fotografieren. Am frühen Abend erreichen wir Pontevedra. Nach dem Zimmerbezug schlendern wir ein bisschen durch die Stadt und besuchen die Pilgermesse. Danach geniessen wir die erste Tortilla.

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Freitag, 30. Juni 2023 - Pontevedra bis Santiago  (68 KM - 1058 HM)

  

Über eine sehr breite Fussgängerbrücke die über den "Rio Lérez" führt, verlassen wir Pontevedra und steuern Santiago zu. Auf abwechslungsreichen Wegen erreichen wir Padron, wo wir eine Pause einlegen und die Jakobskirche besuchen. Ab hier erleben wir eine reine Völkerwanderung mit Pilgern aus aller Welt, hauptsächlich viele Jugendliche. Nach einer Fahrt durch viele reizvolle Dörfer und Wälder kommen wir in Santiago an. Bereits zum 7. Mal dürfen wir dieses Gefühl erleben. Auf dem "Praza do Obradoiro" ist einiges los. Ankommende Schulklassen am Feiern, fröhliche und weinende Pilger. Nach dem äusserlichen und innerlichen Ankommen an unserem Ziel der Kathedrale gehen wir zum Pilgerbüro, wo wir die "Compostela" abholen. Zu unserer Überraschung können wir gleich durchgehen zum Desk vom Pilgerbüro. Nach dem Zimmerbezug spazieren wir durch die Gassen, die wir schon gut kennen und geniessen das Treiben in der Altstadt bis in die Nacht hinein.

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Samstag, 1. Juli 2023 - Santiago bis Olveiroa   (54 KM - 901 HM)

  

Da erst um 8.30 Uhr das Frühstück serviert wird, schlafen wir ein bisschen länger. Danach verlassen wir Santiago. Es sind schon einige Pilger unterwegs. Wir fahren auf der Strasse zur Stadt hinaus. Schon bald pedalen wir auf dem EuroVelo 3 Radweg , praktisch identisch mit dem Camino, durch die herrliche Landschaft. Dabei sehen wir immer wieder eine portugiesische Velogruppe. Bei den Pausen überholen wir uns gegenseitig. Eine dieser Pausen machen wir in Ponte Maceira und geniessen diese wunderbare Gegend. Weiter geht's nach Negreira und Olveiroa. Dort sind wir in der Herberge "Casa Loncho" einquartiert.

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Sonntag, 2. Juli 2023 - Olveiroa bis Finisterre   (38 KM - 520 HM)

  

Wegen der relativ kurzen Strecke gehen wir heute den Tag ruhig an. Auf den schmalen Strassen hat es sehr wenig Verkehr. Es gibt etliche steile Rampen zu bewältigen. Wir sehen einige Pilger die am Anschlag laufen. In Cortcubion besichtigen wir den Hafen und bei der "Praia de Estorde" machen wir eine Pause und geniessen das tiefblaue Meer. Nach einer wunderschönen Waldpassage kommen wir zu einem Aussichtspunkt mit Blick nach Finisterre und den Faro. Um die Mittagszeit erreichen wir Finisterre und steuern unser Bike gleich zum Faro hoch. Dort treffen wir ein Paar aus dem Fribourgerland und machen gegenseitig ein Foto mit dem 0-km-Stein. Vor dem Zimmerbezug holen wir die Urkunde von Finisterre und danach besuchen wir die Kirche Santa María das Areas. Den Rest des Tages verbringen wir am Hafen von Finisterre.

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Montag, 3. Juli 2023 - Finisterre bis Muxia   (32 KM - 593 HM)

  

Heute werden wir von nervösen Möwen und von zwei gesprächigen asiatischen Pilgerinnen im Nebenzimmer geweckt. Nach dem Frühstück verlassen wir Finisterre in Richtung Muxia. Wir fahren auf der gesamten Strecke auf dem Camino. Dabei gibt's viele Windräder zu sehen. Da wir genügend Zeit haben, machen wir vor Lires einen Abstecher zum "Praia de Lires". Leider ist das Restaurant geschlossen. In Lires selber machen wir den ersehnten Kaffeehalt. Auf wunderbaren Wegen erreichen wir schliesslich Muxia, wo wir gleich die Wallfahrtskirche "A Virxe da Barca" ansteuern. Leider ist sie wie nicht anders Erwartet geschlossen. Es herrscht ein munteres treiben und wir fahren weiter zum Hotel wo wir einchecken. Anschliessend laufen wir zum Touristbüro und holen uns eine weitere Urkunde ab. Später laufen wir nochmals zum "Faro de Muxia" und geniessen das Meer und die Möwen, die schön im Gleitflug dahin schweben. Das sind wir ihnen neidisch. Zum Nachtessen gibt's Pulpo und ein Serveza.

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Dienstag, 4. Juli 2023 - Muxia bis Olveiroa   (41 KM - 897 HM)

  

Auch an diesem Morgen werden wir durch Möwengeschrei geweckt. Heute fahren wir zurück über Dumbria nach Olveiroa. Da wir auf der Strasse fahren, verpassen wir bei einer schnellen Abfahrt die Abzweigung nach Dumbria. Statt zurück zu fahren, zeigt uns das Navi einen Übergang durch die Wälder. Wir strampeln auf einer wunderschönen und steilen Alpenstrasse durch die Gegend. Oben angekommen ist dann Schluss. Weiter geht's nur noch auf kaum befahrbaren Wanderwegen. Da wir die Strecke nicht kennen, beschliessen wir, wieder zurück zu fahren. Ein paar km auf einer Schnellstrasse und schon geht's weg Richtung Dumbria. Dort angekommen machen wir eine Kaffeepause. Dumbria ist eine wunderschöne Ortschaft mit viel Sehenswürdigkeiten. Kaum wieder losgefahren, fängt es an zu regnen. Die ersten und einzigen Regentropfen der ganzen Pilgerfahrt. Unter einer dichten Tanne finden wir einen Unterschlupf und warten bis es aufhört zu regnen. Es ist kühl geworden. Nach ein paar Minuten geht's weiter nach Olveiroa. Nach der wohltuenden Dusche genehmigen wir in einer nachegelegenen Bar ein "Serveza". Dort treffen wir eine Pilgerin aus Australien, die viel zu erzählen hat, von den verschiedenen Caminos die sie schon gelaufen ist. Anwesend ist auch ein lustiger, nervöser Einheimischer, den wir nur "Louis de Funes" nennen. Diesmal übernachten wir in der "Pension Rustica As Pias".

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Mittwoch, 5. Juli 2023 - Olveiroa bis Santiago    (53 KM - 786 HM)

  

Es ist bewölkt, aber Trocken. Wir fahren auf der gleichen Strecke, wie bei der Hinfahrt, zurück nach Santiago. Jetzt kommen uns die Pilger entgegen. Auch viele fröhliche Jugendliche die euphorisch uns "buen camino" zurufen. Wir kommen gut voran und erreichen Santiago oben beim Park mit Blick auf die Kathedrale. Auch heute ist wieder viel los auf dem "Praza do Obradoiro". Am Abend schlendern wir ein bisschen durch die Altstadt und lassen es uns gut gehen.

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Donnerstag, 6. Juli 2023 - Santiago   

  

Um 11 Uhr, eine Stunde vor Beginn, stehen wir schon in einer Kolonne vor der Kathedrale, bereit für den Pilgergottesdienst. Nach dem Betreten ergattern wir schnell einen Platz in einem Seitenschiff. Schnell füllt sich die Kirche und zu spät ankommende Besucher müssen sich mit einem Stehplatz zufrieden geben. Während der Messe verstehen wir nur spanisch, oder auch nicht! Als die Vorbereitungen für das schwingen des "Botafumeiro" beginnen, fragt mich ein Pilger nebenan mit Handzeichen, ob jetzt Weihrauchkessel geschwenkt werde. Als ich mit Kopfnicken ja sage, hebt sich der Daumen des Pilgers mit grosser Freude. Nach der Messe fahren wir zum ersten Mal mit der "Tren Turístico Santiago" und erkunden einmal die andere Seite der Stadt. Zügig fährt das Züglein durch die holprigen Strassen. Eigentlich eine langweilige Tour ohne Bemerkenswertes. Anschliessend spatzieren wir durch den nahegelegnen Park und am Abend geniessen wir zum letzten Mal in diesem Jahr die Altstadt.

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Freitag, 7. Juli 2023 - Heimreise

  

Frühmorgens, ohne Frühstück fahren wir mit dem Taxi zum Flughafen. Nach dem Check-In und der Sicherheitskontrolle, alles geht zügig voran, steuern wir zum ersten Restaurant, wo wir uns mit Kaffee und Gipfeli versorgen. Nach einem ruhigen, rund 2-stündigem Flug landen wir in Zürich. Im Flughafenbahnhof besteigen wir den Interregionalzug. Stresslos kommen wir zu Hause an. Der Alltag hat uns wieder.

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